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Geschichte Auch wenn diese Geschichte nicht direkt etwas mit der Seite zu tun hat, so möchte ich sie euch hier trotzdem kurz vorstellen, denn sie zeigt einen kleinen Ausschnitt meiner Gedankenwelt kurz nach der OP. Was bedeutet lesen? Lesen bedeutet sich bilden und bilden bedeutet anderen Kontra geben zu können. So fasste ich es zuerst auf und sah nicht den Spaß und Ernst, das Lesen von Büchern bedeuten könnte. Heute hat lesen für mich eine viel größere Bedeutung. Lesen ist für mich ein muss. Ich flüchte mich in eine andere Welt, in eine Welt in der alles möglich ist und ich meine Phantasie ausleben kann. Aber auch möchte ich durch das lesen meine Gefühle teilen und das Gefühl erlangen, nicht alleine zu sein. Nicht die Einzige zu sein, die Schmerz erlitten hat und nicht die Einzige zu sein, die an ihren Problemen manchmal erstickt. Wann mir das bewusst wurde, was lesen in Wirklichkeit bedeutet? Das ist noch gar nicht so lange her, das mir dies bewusst wurde. Zwei Jahre, höchstens zweieinhalbe. Diese Schmerzen werde ich nicht vergessen und auch nicht, wie manche Ärzte mich behandelt haben. Ich habe mich unverstanden gefühlt und fühlte mich zunächst verlassen. Nur meine Familie gab mir Kraft, diese Schmerzen auszuhalten. Oft hatte ich mich kraftlos gefühlt. Ich höre noch heute, wie sich mein Fleisch zusammen zieht, als mir die Lungendrainage herausgezogen wurde, ohne Schmerzmittel, dabei war sie so groß wie ein kleiner Ball!!! Ich war froh, als ich nach Hause durfte. Zuerst erholte ich mich zu Hause sehr gut. Bekam wieder Farbe im Gesicht, aber fing auch mehr an zu lesen. Lesen bedeutete für mich zunächst nur Ablenkung und Flucht von der Realität. Ich wollte mich wie ein ganz normaler Mensch fühlen und für einige Augenblicke mein Schicksal und meine Schmerzen vergessen. Das gelang mir auch und ich kam schnell wieder auf die Beine. Doch dann folgte für mich das schlimmste. Nicht, das ich nochmals ins Krankenhaus musste, sondern das mir da brühwarm erzählt wurde, das ich nochmals unters Messer muss. Ich fühlte mich einsamer und verlassener wie je zuvor. Meine Eltern? Die waren nicht da, der Arzt hatte sie nicht informiert, nein, das musste ich übernehme. Als es schließlich vollendet war (das „Kunstwerk“ der Ärzte), hasste ich, meinen ersten Orthopäden um so mehr. Bücher wurden für mich sehr wichtig und auch für meine Familie. Ich weiß selbst, wie ich mich damals aufgeführt habe, wie kompliziert ich die erste Zeit war, aber meinen Sarkasmus hatte ich nicht verloren. Ich konnte zunächst meine Beine gar nicht mehr bewegen, erst nach und nach kamen sie wieder. Die Angst die ich die ganze Zeit hatte, schlug sich in Wut und Trauer um. Ich bedauerte mich selbst. Bücher waren das Einzigste, was mich alles um mich herum vergessen ließ, denn egal was meine Eltern oder die Schwestern machten, ich war immer unzufrieden und ich sah aus wie eine lebendige Leiche, so das ich mich sogar vor mir selbst erschreckte. In Büchern hingegen fand ich mich wiederum wohl, fühlte mich nicht einsam und flüchtete mich in meine „Phantasiewelt“. Ich bekam immer mehr Depressionen, da ich aufhörte Bücher zu lesen. Zog alle mit mir. Ich hatte Angst. Vor der Zukunft. Vor der Vergangenheit. Und vor der Gegenwart. Wollte mein Schicksal nicht akzeptieren, bekam Weinkrämpfe und Wutanfälle. Ich war mit mir unzufrieden und flüchtete zu guter Letzt wieder in meine Bücher. Sie bedeuteten mir mehr als je zuvor. Niemand der mich kritisierte oder mir zeigte, was ich früher alles machen konnte und heute nicht mehr. Es war eine ganz eigene Welt. Meine Welt! Die ich mir durch die Bücher aneignete. In der ich mich wohl fühlte. In der ich war wie jeder andere und in denen sich meine Wünsche, Träume und Hoffnungen verwirklichen ließen. Gefiel mir etwas nicht, so gestaltete ich es einfach in meinen Gedanken um. Es war wunderschön, denn wenn es von da an Probleme gab, legte ich mich auf mein Bett und verschwand hinter einem Buch. Lesen ist für mich eins der wichtigsten Dinge überhaupt geworden. Man kann sich in eine eigene Welt zurückziehen, sich entspannen und für kurze Zeit den tristen Alltag hinter sich lassen. Man fühlt sich nicht allein, nicht verlassen und kann Probleme und Erfahrungen verarbeiten. All das, was im wirklichen Leben viel schwieriger ist. |